Weil die Meere wärmer werden, vermehren sich in Ost- und Nordsee gefährliche Vibrionen. Die Erreger können schwere Wundinfektionen auslösen.
20.06.20
https://www.abendblatt.de/ratgeber/article229346342/Vibrionen-Ostsee-Nordsee-Mehr-Fleischfressende-Bakterien.html
Artikel aus Hamburger Abendblatt 20.6.20
Vibrionen Elisabeth Krafft
Ostsee: So kann man sich vor den fleischfressenden Bakterien schützen
Weil die Meere wärmer werden, vermehren sich in Ost- und Nordsee gefährliche Vibrionen. Die Erreger können schwere Wundinfektionen auslösen.
Auch dieses Jahr wird es wohl mehr Vibrionen-Fälle geben, die für einige Menschen tödlich sein können
Schuld an der Entwicklung sind die wärmeren Temperaturen durch den Klimawandel.Vor allem in der Ostsee sorgt das für Probleme
Besonders während wärmerer Sommer häuften sich die Fälle, einige Betroffene starben gar daran: Wer sich beim Baden in Ost- und Nordsee mit so genannten Vibrionen infiziert, kann schwer erkranken. Durch die Klimaerwärmung könnte die Gefahr laut Forscherinnen und Forschern in den kommenden Jahren sogar noch steigen – vor allem an der Ostsee.
Denn die immer wärmeren Temperaturen in den Meeren und in Flussmündungen erleichtern die Ausbreitung der salztoleranten Bakterien, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestätigt. Vor allem ab Wassertemperaturen von 20 Grad würden sich Vibrionen demnach besonders gut vermehren. Anhaltende Hitzeperioden, wie in den Sommern 2018 und auch 2019, verbessern die Bedingungen für die gefährlichen Bakterien enorm.
Vibrionen können schwere Wundinfektionen auslösen
Doch was sind Vibrionen eigentlich? Dabei handelt es sich um so genannte Stäbchenbakterien, auch als „fleischfressende Ostseebakterien“ bekannt. Tatsächlich wurde der Erreger in den vergangenen Jahren aber auch an der Nordsee nachgewiesen.
Gelangen die Bakterien über die Haut in den Körper, beispielsweise über offene Wunden, können sie schwere Wundinfektionen auslösen. Dafür reichen bereits kleine Läsionen aus.
So gefährlich sind die fleischfressenden Bakterien in der Ostsee
Schwerer Krankheitsverlauf durch Diabetes, Lebererkrankungen und Krebs
Laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind Menschen mit chronischen Vorerkrankungen, geschwächtem Immunsystem und offenen Wunden besonders gefährdet. Darunter Patienten, die an Diabetes, Lebererkrankungen oder Krebs erkrankt sind. Sie kämpfen deutlich häufiger mit einem schweren Krankheitsverlauf.
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Menschen mit Vorerkrankungen sollten deshalb lieber darauf verzichten, in Ost- und Nordsee baden zu gehen, warnte bereits das Landesamt für Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern.
Symptome einer Vibrionen-Infektion
Die ersten Symptome, wie lokaler Schmerz, Fieber und Schüttelfrost zeigen sich demnach bereits zwölf bis 72 Stunden nach einer Infektionen mit Vibrionen. Betroffene sollten schnellstmöglich behandelt werden, da sich die Infektion sonst rasch ausbreiten und zum Absterben von Zellen führen kann. Unbehandelt kann es gar zu einer tödlichen Wundinfektion kommen.
Wer mit den Bakterien kontaminiertes Meerwasser schluckt, kann zudem eine Magen-Darm-Erkrankung entwickeln. Die Infektion wird in aller Regel mit Antibiotika behandelt.
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Die Bakterien sind an der gesamten Ostseeküste bis in den baltischen Raum verbreitet und wurden ebenfalls bereits in der Nordsee – vor allem in Flussmündungen – nachgewiesen. 2019 hatte es zwei tödliche Infektionen an der deutschen Ostseeküste gegeben. Laut Eckhard Strauch, Leiter des Konsiliarbüros für Vibrionen des BfR, infizierten sich hierzulande in den vergangenen Jahren nicht einmal Hundert Personen. Ein weiterer Hitzesommer könnte die Zahlen allerdings wachsen lassen.
aktualisiert von Jens Friedrich, 23.06.2020, 11:02 Uhr |